Myasthenia gravis

Myasthenia gravis: Autoimmunerkrankung, die durch eine gestörte Erregungsübertragung vom Nerv auf den Muskel mit der Folge einer Muskelschwäche gekennzeichnet ist. Zu Beginn kommt es oft zu Doppelbildern, Herabhängen des Oberlids, Kau- oder Schluckbeschwerden oder näselnder Sprache. Frauen erkranken häufiger als Männer. Die Prognose ist heute überwiegend gut.

Um Signale von Nerven empfangen zu können, hat der Muskel spezielle Kontaktstellen, die Acetylcholinrezeptoren, an denen der aus dem Nervenende ausgeschüttete Überträgerstoff „andockt“. Bei der Myasthenia gravis bildet der Körper aus noch ungeklärter Ursache Abwehrstoffe (Autoantikörper) gegen diese Rezeptoren. Dadurch erreichen die Befehle zur Kontraktion den Muskel nicht mehr, was zu einer schnellen Muskelermüdung bis hin zur Muskellähmung führt.

Die Erkrankung beginnt bei zwei Dritteln der Patienten mit Doppelbildern (durch Augenmuskelschwäche) und Herabhängen des Augenlids und breitet sich dann meist innerhalb von Monaten weiter aus.

Das macht der Arzt

Die Diagnose wird gesichert durch Blutuntersuchungen, Elektromyografie und probeweise Gabe des Medikaments Tensilon, das die Beschwerden deutlich bessert. Außerdem wird ein CT des Brustkorbs durchgeführt, um nach einer Geschwulst des Thymus zu suchen, die bei Myastheniepatienten sehr häufig und wahrscheinlich an der Krankheitsentstehung beteiligt ist.

Die Beschwerden werden bei der Mehrzahl der Patienten gut durch Medikamente gelindert, welche die Konzentration des Überträgerstoffs Acetylcholin an den Kontaktstellen erhöhen, etwa Mestinon®. Um die fehlgeleiteten Abwehrvorgänge im Körper zu dämpfen, wird Kortison, Azathioprin (z. B. Imurek®) oder ein anderes Immunsuppressivum eingesetzt. Besteht eine Geschwulst des Thymus, wird der Thymus operativ entfernt.

Über 90 % der Betroffenen können mit den Medikamenten weitgehend normal leben, berufstätig sein und sogar Sport treiben. Berufe mit körperlicher Dauerbelastung sind allerdings nicht möglich.

Vor einer Schwangerschaft sollten Frauen mit ihrem Arzt sprechen, da eine Medikamentenumstellung erforderlich sein kann. Außerdem können Infekte, Unter- oder Überdosierung der Myasthenie-Medikamente, aber auch Antibiotika oder Herz-Kreislauf-Medikamente eine krisenhafte Verschlechterung der Muskelschwäche auslösen, die auf der Intensivstation behandelt werden muss. Damit z. B. bei einem Unfall keine falschen Medikamente gegeben werden, erhalten alle Betroffenen einen Myastheniepass.